"Gilbert der Föhn, der Schlimmstes überlebte"

„Hallo mein Name ist Gilbert.

Und so, hier bin ich also… ihr glaubt ja gar nicht, was mir Tragisches passiert ist:

Der Heribert war zwar schon lange Rentner, er hat mich aber all die Jahre lang gepflegt und gehegt. 

Ich war sein täglicher Begleiter.

Jeden Morgen föhnte er sich seine drei Härchen auf dem Kopf.

Er föhnte sie sich auch dann, wenn er seine Haare nicht gewaschen hatte - er föhnte sie sich jeden einzelnen Morgen. 

Tag für Tag.

Jahre vergingen, trotzdem war ich immer noch gut in Schuss.

Denn: egal was mit mir passierte, er gab Acht auf mich. 

So tauschte er zum Beispiel meinen Föhnaufsatz aus oder ließ mein „Saftkabel“, wie er das Stromkabel immer nannte, vom Elektriker

reparieren. 

Doch dann ereignete sich der schlimmste Tag meines eigentlich so schönen Lebens:

Eines Morgens stand Heribert wie gewohnt im Badezimmer vor seinem Spiegel und wollte sich die Haare föhnen.

Leider hatte er aber zuvor vergessen gehabt den Wasserhahn unter ihm auszumachen und das Waschbecken füllte sich somit immer

mehr mit Wasser.

Plötzlich hatte Heribert sich aus unerklärlichen Gründen erschrocken und ließ mich aus seiner Hand fallen. 

Ich landete im vollgelaufenen Waschbecken. Mittendrin.

Es kam zu einem großen und lauten Puff und ich sah nur noch, wie mein Heribert leblos auf dem Boden lag.

Gott sei Dank bekam seine Nachbarn Hildegard, mit der er täglich zum Kaffee verabredet war, den lauten Puff mit und eilte sofort zur

Hilfe - jedoch leider ohne Erfolg.

Mir passierte in diesem Unglück glücklicherweise nicht mehr als ein paar Dellen und einem erneut kaputten Stromkabel, musste die

ganze tragische Situation aber miterleben - mein armer, armer Heribert...

Da die gute Hildegard um Heriberts und mein inniges Verhältnis wusste, mich aber leider nicht bei sich zuhause aufnehmen konnte,

da sonst ihre bereits vorhandenen Haartrockner Alfred und Brunhilde ein riesen Theater veranstaltet hätten, beschloss sie kurzer

Hand mich hierher, ins Fundbüro, zu bringen, denn ich war doch noch so gut in Schuss.

 

Und so, hier bin ich also… ungewollt, denn ich vermisse meinen Heribert doch so sehr!“

Copyright © 2021 Die 13 Poeten. Alle Rechte vorbehalten.