In der Wohnung gegenüber stellte Kurt noch dampfendes Essen auf den Tisch. Vor dem Spiegel richtete er seinen Kragen zurecht.
Christa wurde unruhig, selbst mit ihrer Decke fror sie, doch noch mehr Wein konnte sie sich an so einem normalen Montagabend
nicht erlauben.
Kurt verschwand aus ihrem Blickfeld und kam für geraume Zeit nicht wieder, was er wohl machte? Christa wurde immer ungeduldiger,
obwohl ihre Augen immer öfter Anstalten machten zuzufallen, konnte sie einfach nicht ihren Blick abwenden. Was passierte da
drüben, was machte ihr Kurt? Und dann sah sie Schatten durch die Türe in Kurts Wohnzimmer fallen. Aber Schatten im Plural oder
hatte sie sich versehen, nein da sind zwei Gestalten. Wer mochte der andere sein, kleiner als Kurt, schlanker, wer ist nur bei Kurt?
Christa krallte sich immer fester in das Polster ihres Ledersessels, die Fingerknöchel schon ganz weiß geworden. Kurt kam wieder,
schenkte Wein, so wie Christa ihn immer trank, in zwei Gläser ein, obwohl er noch nie Wein getrunken hatte. Er grinste und bat die
andere Gestalt, in den Raum einzutreten. Wer würde wohl diese sonderbare Person, die Christas und Kurts Abendritual zerstörte,
sein? Warum ist Kurt so beflügelt von Glück und Leichtigkeit?
Dann trat sie ein, genau die junge Frau, die sie am Morgen auf der Toilette angetroffen hatte. Christa brach innerlich zusammen, wäre
sie nur auch so hübsch und kokett. Die Arbeit, jetzt ihr Kurt, was wollen sie ihr noch nehmen, die jungen Frauen?
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